Jagdreiten – Unser Sport
„Hörnerklänge, Hundeläuten, Pferdewiehern, Peitschenknall, Herbstlaubknistern, Morgennebel; Frostwind zaust den Sonnenstrahl. Fest gesattelt! Aufgesessen! Stelldichein und Reitergruß! Spürst Du’s auch? Das ist mein Leben, dass ich in den Sattel muss.“
Dr. Harald Mayer, Oktober 1987
Die Jagdreiterei in Deutschland hat ihre Grundlagen spätestens seit der Wende zum vorigen Jahrhundert eher in der Ausbildung von Pferden für die Kavallerie als in der Erlegung von Wild – in England reitet man, um zu jagen.
In Deutschland wird schon lange gejagt, um zu reiten. Pferde und Reiter, die unerschrocken über Stock und Stein den Hunden nachsetzen, waren schnell, mutig und hart, was für den Einsatz bei der Kavallerie unabdingbar war.
Die hierfür benötigten Pferde, die sogeannten Remonten, kamen zunächst vorwiegend aus Trakehnen und später von den hannoverschen Züchtern selbst – die militärische Nutzung der Pferde ist inzwischen abgeschlossen.
Schleppjagd – moderner Sport mit Tradition
Was davon jetzt noch bleibt, ist ein harmonisches Zusammenspiel von Mensch, Tier und Umwelt – heute zeitgemäßer und wichtiger denn je.
Dabei verläuft die Schleppjagd in Deutschland heute gänzlich unblutig. Jagen auf lebendes Wild ist schon lange gesetzlich verboten und wurde in Deutschland bereits vorher kaum noch praktiziert. Die Hunde laufen auf einer künstlichen Fährte, dem „Scent“ und werden bei der feierlichen „Curée“ mit einem Stück Pansen nach dem „Halali“ belohnt.
Die Schleppe wurde anfänglich mit Hilfe eines in Fuchslosung getränkten Schwammes gelegt oder einer mit einem Balg gefüllten Drahtkugel, die der Schleppenleger zu Pferd an einer Schnur hinter sich herzog. Heute hat der Schleppenleger einen Tropfkanister am Sattel festgeschnallt und legt so die Fährten im Gelände. Die Reiter folgen den Hunden, um deren Sucharbeit mitzuerleben. Dabei gibt die künstliche Fährte dem Veranstalter einer Jagd die Gelegenheit, die Strecke zu bestimmen, so dass die sportliche Herausforderung durch zu überwindende Hindernisse gezielt gesteuert werden kann.
Courage, Geselligkeit und Lebensfreude
Wahre Jagdreiter haben die Tugenden des Jagdreitens auch auf ihr ganzes Leben übertragen. Die Wahlsprüche der Welfenmeute „suscipere et finere“ (Beginnen und Beenden) oder der Kavallerieschule „in schnellem Tempo denken und Handeln“ sind beim Jagdreiten ebenso hilfreich wie im Leben. Niemand aber hat dieses jemals besser ausgedrückt als der legendäre Jagdreiter Claus Kühne, der im Angesicht seines Todes seinen und unseren Freunden von der Niedersachenmeute folgende Lebensweisheit mitgab: „reitet weiter fröhlich und mutig vorwärts, dann wird Euch im täglichen Leben und bei der Jagd kein Hindernis zu schwer, das beflügelt Euch aber auch, die klobigen Hindernisse des Lebens mit Fröhlichkeit und Leichtigkeit zu nehmen.“ Danach sind die Jagdreiter heute diejenigen, die sich bewusst von der Introvertiertheit des modernen Turniersportes abgewendet haben und es bevorzugen, gemeinsam in häufig einzigartigen Landschaften die Krönung des Reitens, nämlich das Zusammenspiel zwischen Mensch, Hund und Pferd zu erleben. Wer jemals das Zusammenspiel zwischen den Tieren und den Reitern erlebt hat und in der Kameradschaft der Jagdreiter seinen inneren Schweinehund an sportlichen Hindernissen überwunden hat, der wird die Begeisterung verstehen, die mit dem Jagdreiten untrennbar verbunden ist und die für uns viel mehr darstellt, als die Siegerschleife eines Turniers.